In 6 Wochen von Juneau über Skagway, Whitehorse, Dawson, Eagle, Fairbanks und den Denali Nationalpark nach Anchorage

Im Juli und August 1997 sind mein Kumpel Thomas und ich auf einer 6-wöchigen Outdoortour in Alaska unterwegs. Wir haben Beide gerade unseren Wehrdienst hinter uns und haben vor dem Studium noch Zeit und Lust auf ein Abenteuer in Nordamerika.

Inspiriert durch die Romane von Jack London (Ruf der Wildnis) und zum 100-jährigen Jubiläum des großen Goldrauschs 1897 am Klondike in Alaska wollen wir auf der Route der Goldgräber an den Klondike gelangen – mit Rucksack, Zelt und dem Kanu auf dem Yukon.

Da wir schon mal in Alaska sind, wollen wir natürlich auch in den Denali-Nationalpark und dem großen Denali so nach wie möglich sein.

Es sei angemerkt, dass wir (wie damals üblich) diese Tour ohne Internet, sondern nur mit Reiseführer und Lonely Planet geplant haben. Es gibt auch keine Handys oder sonstige Funkverbindungen während der Tour.

Mit diversen Ungewissheiten haben wir dann unsere Reise in München gestartet.  

Den Flug (München – Frankfurt – San Francisco – Seattle – Juneau) haben wir kostenoptimiert vom Reisebüro planen lassen. Dieser lange Flug war schon die erste Herausforderung.

Anfang Juli 1997 geht unsere Reise in München am Flughafen los. Unsere Rucksäcke verpacken wir in robuste Nylonsäcke um sicherzustellen, dass unsere Gurte und Riemen unbeschadet in Alaska ankommen.

Von München über Frankfurt nach San Francisco und dann über Seattle nach Juneau. Das sind viele Stunden im Sitzen und wir sind sehr froh, als unser Gepäck zusammen mit uns in Juneau ankommen.

Vom kleinen Flughafen geht es dann mit dem Taxi in die Stadt um etwas Vorräte und Benzin für unseren Kocher zu kaufen.

Wir buchen uns auch gleich ein Fährticket um 2 Tage später nach Skagway zu gelangen.

Mit dem Taxi geht es auch zum Mendenhall Gletscher und in die Stadt um nach einer Unterkunft zu suchen.

An den folgenden 2 Tagen übernachten wir in unserem Zelt am Strand und im Wald, da es anscheinend keine günstige Herberge für uns in Juneau gibt.

Gleich am ersten Abend werden wir dann auch von unserem Nachbarn, dem Biber, neugierig begutachtet.

In Skagway halten wir uns nur kurz auf. Hier ist alles im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums des Goldrauschs dekoriert. Skagway ist auf die Touristen und Fährbesucher Bestens vorbereitet.

Wir lösen sofort unsere Wandergenehmigung für den Chilkoot-Trail, denn in diesem Gebite ist die Anzahl der aus Umweltschutzgründen limitiert.

Wir bekommen auch eine Schulung zum Verhalten auf dem Trail, denn hier ist Schwarzbärengebiet und die schwarzen Petze teilen sich gerne mal den Wanderpfad mit den Menschen.

Mit unserem Wander-Permit in der Tasche und einer Wanderkarte geht es los. Pünktlich zum Start unserer Tour startet auch das Regenwetter. Das wird auch die nächsten zwei Tage so bleiben.

Unser Rucksackgewicht beträgt ca. 29kg.
Ultraleichtwandern ist das nicht – aber dafür haben wir alles dabei was wir brauchen – und noch ein bisschen mehr !

Am 2. Tag erreichen wir über den Dead-Horse Trail den Chilkoot-Pass, über den vor 100 Jahren zahlreiche Goldsucher zum Yukon gewandert sind.

Den Aufstieg machen wir bei starkem Nebel und nur dank der guten Markierungen finden wir den richtigen Weg zum Pass.

Oben am Pass liegen noch viele Relikte der damaligen Zeit (eiserne Herdplatten, Töpfe, etc.) und alle sind denkmalgeschützt.

Der Legende nach wurde sogar ein Klavier über den Chilkoot-Pass nach Dawson City in einen Saloon transportiert.

Einen Tag später machen wir den Abstieg Richtung Lake Lindemann machen, und es kommt auch die Sonne wieder zum Vorschein und eine wunderschön wilde Natur offenbart sich uns. Das macht uns fröhlich und wir wandern gelassen und entspannt talwärts.

En bisschen zu entspannt, wie sich herausstellt, denn Thomas rutscht bei einer Flußüberquerung aus und mit den 29kg auf dem Rücken ist ein Sturz in den Bach unausweichlich.

Lachend schließe ich zu Ihm auf und helfe Ihm aus dem kalten Wasser. Beim Sturz hat er sich leider einen oberen Schneidezahn abgeschlagen. Wir haben zum Glück etwas Schmerzmittel im Gepäck, welches Ihm hilft die nächsten Tage ohne größere Schmerzen durchzustehen.

Ab Bennett führt der Weg auf der White-Pass Eisenbahnstrecke bis Carcross.

Dass der Abstand der Eisenbahnschwellen genau überhaupt nicht zu unserer Schrittweite passt, macht diese Strecke zur echten Qual.

Nach etlichen Kilometern Schwellenspringen sehen wir endlich die Straße nach Carcross.

Wir müssen noch ein paar Kilometer auf diese Straße bis zur nächsten Bushaltestelle gehen. Von dort nehmen wir den Bus bis nach Whitehorse.

Nach 4 Tagen sind wir endlich wieder in der Zivilisation in Whitehorse. Dort ist man auf Touristen eingestellt und wir besuchen auch gleich den Schaufelraddampfer S.S. Klondike, der früher auf dem Yukon zwischen Whitehorse und Dawson diverse Güter transportiert hat.

Thomas lässt sich in Whitehorse beim Zahnarzt seinen Schneidezahn reparieren und dank unserer Travelerschecks und der Auslandskrankenversicherung ist das kein Problem.

In der Touristeninformation treffen wir auch gleich eine deutsche Familie die ebenfalls mit dem Kanu nach Dawson fahren will. Mit Birgit, Thomas (ja, auch ein Thomas) und Ihrem 2-jährigen Sohn Lukas organisieren wir unsere Vepflegung und Kanus – ebenfalls bei einem deutschen Kanuvermieter aus Münster, der immer über den Sommer in Alaska eine Kanuvermietung betreibt.

Bei windigem Wetter starten wir mit unseren Kanus in Whitehorse auf dem Yukon in Richtung Klondike – dem Ziel aller Goldgräber.

Am Lake Laberge bläst der Wind durch das Tal und so bauen wir unser Kanu kurzerhand zum Segelboot um.

Nach etwa einem Drittel der Strecke über den See werden die Wellen so hoch, dass wir die Fahrt einstellen und uns eine geeignete Stelle zum Übernachten suchen.

Einen Tag später kommen wir in Lower Labarge an, wo wir den See hinter uns lassen und unser Lager mit vielen zahmen und hungrigen Erdhörnchen teilen.

Wir kommen an diversen Sehenswürdigkeiten vorbei und sehen auch immer wieder Weisskopfseeadler, Schwarzbären und viele andere Tiere wenn wir lautlos mit dem Kanu um eine Flussbiegung kommen.

Es gibt auch viele Waldbrandgebiete in denen inzwischen das Weidenröschen (Fireweed) wieder für neues Leben sorgt.

Nach 7 Tagen erreichen wir Carmacks, wo wir unsere Vorräte auffüllen können und am Abend im Pub auch ein paar Bier trinken können. Nach einer Nacht geht die Tour auf dem Yukon weiter flussabwärts.

Die Tage auf dem Fluss bestehen aus 5-7 Stunden Kanufahren, angeln, Zelt auf- und abbauen und Essen zubereiten – mehr brauchen wir nicht.

Der Yukon hat inzwischen eine starke Strömung und wir kommen schnell vorwärts.

Beim Anlegen müssen wir uns immer öfters nach geeigneten Stellen umschauen und gegen die Strömung anlegen – sonst wirds gefährlich – kentern wäre in dieser Wildnis lebensbedrohlich.

Zur Sicherheit haben wir beim Kanufahren immer unser Survival-Paket umgeschnallt, um im Fall des Kenterns zumindest ein Feuer machen und angeln zu können.

Meistens lagern wir auf Kiesbänken, dort ist das Anlegen am einfachsten.

Die große Herausforderung auf dem Yukon sind die Stromschnellen der Five-Fingers, wo der Fluß sich mit hoher Geschwindikeit zwischen 4 Felsen durchzwängen muß. An dieser Stelle haben vor 100 Jahren viele Goldgräber auf Ihren Flößen Ihr Hab und Gut verloren.

Vor der Durchfahrt machen wir einen Halt und schauen uns die Strömung von oben an. Nach dem nochmaligen Verschnüren unseres Gepäcks fahren wir auf die Five-Fingers zu.

Die rechte Durchfahrt scheint die günstigste zu sein, und so jagen wir durch die Stromschnellen – Thomas sitzt vorne und hält den Fotoapparat bereit, und ich sitze hinten und lenke unser Kanu in die Strömung.

Es gelingt uns, unser Kanu mittig in der Strömung zu halten und nach kurzem Ruckeln in den Wellen mit Gischt und großem Getöse, schießen wir hinaus in ruhiges Gewässer.  Alles ist gut gegangen.

Ein paar Tage später feiern wir unsere Tour mit einem wunderbaren Wildlachs, den wir – nicht wie im Foto dargestellt selbst gefangen – sondern von einheimischen Fischern für 20 Dollar abgekauft haben.

So ein großartiges Mahl hatten wir schon lange nicht mehr.

Am anderen Flußufer hat auch Kollege Petz unseren gegrillten Lachs gerochen und schaut neugierig herüber.

Daher entscheiden wir uns nach dem Festmahl noch ein paar Kilometer flussabwärts zu fahren und dort unser Lager aufzuschlagen – nicht dass der Bär noch auf die Idee kommt zu uns herüberzuschwimmen und uns zu besuchen.

So verbringen wir die Tage bei Sonne und manchmal auch bei Regen mit angeln, lagern und kanufahren.

Unser Trinkwasser holen wir uns an kleinen Bächen die in den Yukon münden.

Wir haben auch Micropur Entkeimungstabletten dabei, falls wir einmal Wasser trinken müssen über dessen Qualität wir uns nicht sicher sind.

Beim Angeln haben wir keine Probleme Fische zu  fangen – vor allem die Äsche beisst im Yukon sehr gerne.

Zwischendurch backen wir auch ein Pfannenbrot (Bannok) welches zu unseren gegrillten Fischen wunderbar schmeckt.

 

Über Fort Selkirk geht es zur Einmündung am White River, wo der Yukon noch einmal an Größe und Strömung gewinnt.

In den Mündungen kleiner Bäche und Flüße sieht man zu Teil schon das Gold (oder vielleicht auch Katzengold) am Grund liegen.

Wenn die Sonne in einem geeigneten Winkel in das Wasser scheint, glitzert das ganze Flußbett golden.

So können die Goldschürfgebiete nicht mehr weit weg sein und nach 18 Tagen auf dem Fluß erreichen wir dann endlich Dawson City – das Ziel unserer Kanutour.

In Dawson City geben wir erst einmal unser Kanu beim Vermieter ab und müssen nun unsere Rucksäcke wieder selber schleppen – wir haben schon fast vergessen wie schwer diese sind.

Dawson ist eine sehr rustikale Ansiedlung in rauher Natur. Hier hat auch Jack London während dem Goldrausch gelebt und seine Hütte – heute ein Denkmal – haben wir auch gleich besucht. In Dawson verbringen wir 3 Tage bis wir unsere Weiterreise geklärt haben.Wir planen mit dem Schnellboot nach Eagle in Alaska fahren und von dort mit dem Flugzeug nach Fairbanks fliegen.

Für die Tage in Dawson buchen wir uns eine Hütte im Dawson City River Hostel – so können wir unsere Ausrüstung wieder etwas aufbereiten und die Schlafsäcke lüften. Das Hostel liegt am anderen Ufer des Yukon und so müssen wir immer mit der Fähre den Fluss überqueren um in die Stadt zu kommen.

Der Inhaber des Hostels ist Dieter Reinmuth, ein – wie soll es anders sein – im Jahr 1992 von Kiel ausgewanderter Deutscher.

Von Dieter mieten wir uns auch 2 Mountainbikes, mit denen wir einen Tag lang die Umgebung von Dawson besuchen. Vor allem die Fahrt auf den „Dome“ – den Gipfel oberhalb von Dawson – hat es in sich.

Bei bestem Wetter kämpfen wir uns den Berg hinauf um von dort die allerschönste Aussicht hinab auf Dawson und zurück auf den Yukon zu genießen.

Nach kurzer Pause fahren wir noch den Klondike hinauf in die Goldschürfgebiete und besuchen die Dredge No. 4 – einem denkmalgeschützten Goldbagger der in den 1940er Jahren im Einsatz war.

Am Morgen unserer Weiterreise haben wir beinahe unser Schnellboot nach Eagle verpasst, weil wir in unserer Zeitplanung die Überfahrt mit der Fähre vom Hostel nach Dawson nicht eingeplant hatten.

Nur dem schnellen Sprinteinsatz von Thomas – mit 29kg Gewicht auf dem Rücken – ist es zu verdanken, dass der Schnellbootkapitän auf uns gewartet und mit nach Eagle genommen hat.

Eagle ist ein noch kleinerer Ort als Dawson, aber er hat alles was ein Grenzort zwischen zwei Staaten braucht – Tankstelle, Postoffice, Zollamt, Flughafen, Reisebüro, Shops – und das alles in einem Gebäude und derselben Person betrieben !

Hier reisen wir wieder von Kanada in die USA ein und holen uns unseren Stempel in den Reisepass ab. Wir übernachten eine Nacht im Zelt am Ortsrand, bevor wir am nächsten Tag mit einer einmotorigen Flugzeug in Richtung Fairbanks starten.

Ein letzter Blick aus der Höhe zurück zeigt wie klein Eagle tatsächlich ist.

Thomas ist an diesem Tag nicht sehr flugtauglich und nur mit viel Mühe übersteht er den 2-stündigen Flug ohne die Notfall-Tüten benutzen zu müssen.

In Fairbanks halten wir uns nochmal 2 Nächte auf, um eine Busfahrt zum Denali-Nationalpark zu buchen.

Die etwa 3-stündige Fahrt dorthin, in einem kleinen und übervollen 9-Sitzer Chevrolet, ist mühsam, aber inzwischen sind wir ja einiges gewöhnt und so kommen wir gut gelaunt am Denali-Nationalpark an.

Da der Denail-Park in verschiedene Bereiche unterteilt ist in denen die Anzahl der Wanderer streng begrenzt ist, entscheiden wir uns für den entferntesten – und dem Denali am nähesten – Bereich südlich des Wonder Lakes. Dort sind noch nicht viele Wanderer unterwegs.

Wir treffen auf der Busfahrt zum Wonderlake – was auch sonst – eine Gruppe von 4 Bergsteigern aus München die ebenfalls in diesem Bereich unterwegs sind. So bilden wir zusammen eine Gruppe die gemeinsam in die Wildnis zum Denali zieht.

Unser erstes Ziel ist die Überquerung des McKinley-Flußes, der etwa einen Tagesmarsch entfernt ist. So schlagen wir gemeinsam ein Camp auf bevor wir am nächsten Tag die Überquerung wagen.

Die bärensicheren Essenscontainer bringen nochmal zusätzlich 3kg Gewicht aber eignen sich hervorragend als Campingsitz.

Im Camp kommt uns dann auch ein Stachelschwein besuchen, das sich aber nach kurzem Klären der Lage wieder den Busch zurückzieht.

Es stellt sich heraus, dass die Überquerung des McKinley-Rivers in einer Gruppe große Vorteile hat, da es teilweise starke Strömungen in den diversen Flussarmen gibt, und im Pulk die Überquerung sehr viel einfacher ist als alleine.

Auf der anderen Seite des Flußes gibt es unglaublich viele Blaubeersträucher mit den süßesten und saftigsten Blaubeeren die wir jemals gegessen haben. So verbringen alle viel Zeit beim pflücken und naschen.

Die zum Teil auf Brusthöhe gewachsenen Sträucher machen das Wandern nicht einfach. Wir folgen den Wildpfaden der Karibous und Bären, die in diesem Gebiet Ihre Heimat haben.

Frische Losung zeigt uns, dass auch diese Tiere die Blaubeeren hier gerne verzehren. So sind wir immer laut unterwegs um unerwartete Begegungen mit Tieren zu vermeiden.

Karibous und Bären sehen wir zum Glück nur aus sicherer Entfernung durch unser Teleobjektiv der Kamera.

Aber das Gefühl der Vorsicht und Achtsamkeit ist ständig vorhanden. Auf eine Begegnung in nächster Nähe haben wir definitiv keine Lust.

Wir haben zwar unser Bärenspray immer am Mann, aber hoffen stets, es nie benutzen zu müssen.

Nach einem weiteren Tagesmarsch Richtung Denali können wir bereits das Bergmassiv in seiner ganzen Pracht sehen – sofern das Wetter es zulässt.

Oft ist es bewölkt und der Gipfel ist von Wolken umhüllt und selten zu sehen.

So beschließen Thomas und ich, an einem Flußbett unser Camp aufzuschlagen und dort die nächsten Tage zu bleiben.

Auf weitere Wanderungen durch den Blaubeerdschungel haben wir nach 4 Wochen Outdoor-Abenteuer keine Lust mehr.

Die Münchner Bergsteigergruppe setzt Ihre Wanderung in Richtung Denali fort.

Nach 5 Tagen sind wir wieder zurück am Wonderlake und einen Tag später sitzen wir im Bus nach Anchorage.

Tatsächlich ist die Vorfreude auf ein Bett, eine Dusche und ein Restaurant nach diesen 5 Wochen riesig.

In Acnhorage verbringen wir noch ein paar Tage in der Stadt und Umgebung und genießen die Vorteile der Zivilisation, bevor wir Ende August 1997 nach Deutschland zurückfliegen.