Von Oberstdorf nach Meran in 6 Etappen auf dem Europäischen Fernwanderweg 5
Irgendwann im Sommer 1995 bin ich mit meinem Cousin Achim und meinem Kumpel Ralf auf dem E5 von Oberstdorf nach Meran gewandert. Diese Tour ist nur ein kleiner Abschnitt des E5 der im Norden Frankreichs beginnt und bis nach Venedig führt.
Zeitlich hatten wir maximal 6 Tage für die Tour zur Verfügung, da wir bis zum Wochenende wieder zurück im Schwabenland sein wollten um im Sontheimer Ochsenkeller den 30. Geburtstag von unserem Kumpel Manne zu feiern. Deshalb sind die Etappen auch etwas länger und anstrengender als die typischerweise empfohlenen Tagesetappen dieser Tour.
Da Achim zu dieser Zeit als Gebirgsjäger im Skizug seinen Wehrdienst leistete und Ralf schon mehrere Monate Trekking in Nepal hinter sich hatte und ich selbst seit Jahren regelmässig in den Bergen unterwegs bin sehen wir dieser Herausforderung eher gelassen entgegen.
TAG 1 – Am frühen Nachmittag in Oberstdorf geht es über die Spielmannsau zur Kemptner Hütte. Während des Aufstiegs müssen wir durch üppig bewachsene Pfade, so dass etwas Tropen-Feeling aufkommt. Auch die Temperaturen an diesem Tag sind beinahe tropisch. Dort übernachten wir im Matratzenlager.
TAG 2 – Am nächsten Tag geht es übers Mädelejoch hinunter nach Holzgau. Dort gabs früh morgens einen Shuttle-Bus nach Madau, so dass wir das Wandern im Tal entlang von Strassen vermeiden konnten.

Zur Mittagszeit waren wir dann an der Memminger Hütte wo wir eine längere Rast gemacht haben – um dann über die Seescharte den sehr langen und anstrengenden Abstieg über die Oberlochalm nach Zams zu machen. In Zams übernachten wir.
TAG 3 – Von Zams gings mit der Gondel auf den Venetberg und übers Wonnejöchel hinunter nach Wenns. Dort nehmen wir uns wieder einen Shuttle-Bus ins Pitztal nach Mittelberg von wo aus wir uns direkt zum Aufstieg zur Braunschweiger Hütte begeben.
Dieser Aufstieg war sehr schön und auch sehr anstrengend, aber die Landschaft und der Ausblick auf den Gletscher waren die Mühe wert.
Erschöpft verbringen wir eine kurze Nacht auf der Braunschweiger Hütte, da wir am kommenden Morgen sehr früh über den Gletscher absteigen wollen.
Zu zuviel Schlaf kommt man in der Hauptsaison auf dieser Hütte im Matratzenlager nicht, da es immer ein paar lautstarke Schnarcher unter den Bergsteigern gibt. So auch in dieser Nacht.

TAG 4 – Pünktlich um 5:30 Uhr gings hoch zum Pitzaler Jöchl. Dort sind wir bei Sonnenaufgang am höchsten Punkt unserer Wanderung (2970m) angekommen wo wir auch sofort ein Gipfelfoto aufnehmen.
Dann gehts über den Gletscher vom Skigebiet Sölden nach Zwieselstein hinunter. Der Abstieg über den Gletscher verlangt unsere volle Aufmerksamkeit, aber der kalte Morgen sorgt jedoch für festen Schnee und es gibt wenig rutschige Stellen.
So sind wir auch schon am späten Morgen in Zwieselstein. Nach kurzem Auffüllen der Vorräte gehts direkt wieder aufwärts in Richtung Timmelsjoch und nach ein paar schweisstreibenden Stunden und kurzer Pause am Pass geht es wieder abwärts ins Passeiertal.
Südlich vom Pass ist die Landschaft und Vegetation auf einmal viel grüner und satter und man spürt sofort das Südtiroler Klima. Ganz anders als die schroffen, steinigen Landschaft der vorherigen Tage.
In Rabenstein kehren wir dann ordentlich ein und feiern mit mehreren Flaschen Wein unsere bisherige sehr gelungene Wandertour.

TAG 5 – Mit schwerem Kopf und noch schwereren Füßen geht es eher spät als früh weiter abwärts im Passeiertal. Gemütlich geht es über Moos bis nach St. Martin, wo wir unsere letzte Nacht vor der Rückreise verbringen.
Das milde Südtiroler Klima scheint auch dem Skorpion zu gefallen, der sich in unserem Zimmer im Fensterrahmen aufgehalten hat !
TAG 6 – Von St. Martin aus nehmen wir den Bus nach Meran und von dort den Zug über München zurück ins schöne Schwabenland. Wie geplant haben wir es am Abend auf den 30. Geburtstag im Ochsenkeller geschafft. Schön war’s !